Frauen und das von-Willebrand-Syndrom

Frauen und das von-Willebrand-Syndrom

Besonderheiten

Am von-Willebrand-Syndrom können sowohl Männer als auch Frauen erkranken. Letztere stehen mit der Erkrankung oft vor ganz besonderen Herausforderungen: Wie wirkt sich das von-Willebrand-Syndrom etwa auf die monatliche Periode bzw. auf eine Schwangerschaft aus? An dieser Stelle findest Du Antworten auf verschiedene Fragen rund um die Besonderheiten des von-Willebrand-Syndroms bei Frauen.

Menstruation

Eine Mehrheit der Frauen mit dem von-Willebrand-Syndrom hat verlängerte bzw. verstärkte Regelblutungen. Die gesamte Blutmenge beträgt bei einer durchschnittlichen Menstruationsblutung rund 30 bis 70 ml, das entspricht in etwa dem Inhalt eines kleinen Kaffeetässchens. Ab einer Menge von 80 ml spricht man von einer starken Regelblutung (med. Hypermenorrhoe). Ob Du davon betroffen bist, merkst Du daran, dass Du häufig, etwa alle 1 bis 2 Stunden, Deine Tampons bzw. Binden wechseln musst. Eine durchschnittliche Regelblutung dauert zwischen 3 und 7 Tagen. Eine verlängerte Regelblutung (med. Menorrhagie) hingegen dauert etwa 7 bis 14 Tage. Wenn Du an einer verlängerten oder verstärkten Regelblutung leidest, sprich mit Deinem Frauenarzt darüber. Bei Verdacht auf eine Blutgerinnungsstörung wird er Dich zu einem spezialisierten Arzt, einem Hämostaseologen, überweisen. Ist das von-Willebrand-Syndrom die Ursache für die verstärkte Regelblutung, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die monatliche Blutung abzuschwächen. Dein Frauenarzt und Dein Hämostaseologe werden Dich dazu ausführlich beraten.

Frau sitzt leicht gekrümmt und hält sich den Bauch

Tipp: Starke Blutungen können zu Eisenmangel führen. Lass deshalb von Deinem Arzt Deine Eisenwerte testen. Eine Übersicht über eisenhaltige Lebensmittel und Tipps zur Eisenaufnahme findest Du hier.

Kinderwunsch und Schwangerschaft

Auch mit dem von-Willebrand-Syndrom kannst Du Dir Deinen Kinderwunsch erfüllen. Während der Schwangerschaft nimmt die Blutungsneigung sogar meist ab, denn der Körper bildet nun vermehrt den von-Willebrand-Faktor. Manche betroffenen Frauen erreichen kurz vor der Geburt sogar einen fast normalen von-Willebrand-Faktor-Wert. Dieser Effekt kann unterschiedlich stark ausfallen und ist davon abhängig, welcher Typ des von-Willebrand-Syndroms vorliegt. Lass auf jeden Fall Deine Gerinnungsparameter regelmäßig von Deinem Arzt kontrollieren.

Nach der Geburt nimmt der von-Willebrand-Faktor allerdings schnell wieder ab und fällt auf die Werte vor der Schwangerschaft zurück. Außerdem kann es zu schweren Nachblutungen kommen. Deshalb ist es wichtig, dass Du Dich auch in dieser Phase von Deinem Hämostaseologen betreuen lässt. Auch anschließend im Wochenbett können stärkere Blutungen auftreten.

Wichtig: Damit Deine Schwangerschaft möglichst sicher für Dich und Dein Baby verläuft, hol Dir Unterstützung durch Experten. Lass Dich während Deiner Schwangerschaft von Deinem Hämostaseologen begleiten und informiere auch Deinen Frauenarzt und Deine Hebamme sowie andere behandelnde Ärzte über Deine Erkrankung. Die Ärzte werden Dir zur Seite stehen und Dich zu sämtlichen Fragen, z. B. zu Medikamenten und Vorsorge, beraten. Idealerweise tauschen sich Dein Frauenarzt und Dein Hämostaseologe aus, um die optimale Betreuung für Dich sicherzustellen.

Vererbung

Vielleicht machst Du Dir Sorgen, dass auch Dein Kind vom von-Willebrand-Syndrom betroffen sein könnte. Die Vererbung des von-Willebrand-Syndroms ist allerdings von verschiedenen Faktoren abhängig, wie etwa dem Typen. Du kannst Dich zu diesem Thema von einer genetischen Beratungsstelle ausführlich informieren bzw. beraten lassen. Sollte sich während der Schwangerschaft herausstellen, dass die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass Dein Kind das von-Willebrand-Syndrom geerbt hat, suche ein spezialisiertes Hämophilie- bzw. Gerinnungszentrum auf. Hier sollte Dein Kind möglichst bald nach der Geburt untersucht werden.

Tipp: Trage auch in der Schwangerschaft Deinen Notfallausweis stets bei Dir. So hat im Notfall der behandelnde Arzt Deine wichtigsten Daten direkt im Blick. Du kannst den Ausweis über unseren Bestellservice beziehen.

Entbindung

Die Geburt eines Kindes ist ein ganz besonderes Ereignis. Wenn Du an dem von-Willebrand-Syndrom erkrankt bist, bedarf die Entbindung Deines Kindes einer besonders guten Planung. Wähle frühzeitig eine passende Geburtsklinik aus. Lass Dich hierzu von Deinem Hämostaseologen beraten und kläre im Vorfeld mit der Klinik ab, welche Erfahrungen dort mit dem von-Willebrand-Syndrom bestehen. Wie bereits bei der Schwangerschaft solltest Du zudem alle Beteiligten im Vorfeld informieren – so ist auch das Klinikpersonal optimal vorbereitet. Bei einer guten Vorbereitung verlaufen die meisten Geburten problemlos und ohne Komplikationen.

Besonderheit PDA 

Eine Periduralanästhesie (geläufiger unter der Abkürzung PDA), die zur Schmerzbekämpfung bei der Geburt eingesetzt wird, kann beim von-Willebrand-Syndrom nicht immer angewendet werden. Das liegt an der Nähe zum Rückenmark und der erhöhten Blutungsgefahr. Kläre am besten im Vorfeld ab, ob eine PDA bei Dir möglich ist und ob es Alternativen gibt.

Wechseljahre

Der Eintritt der Wechseljahre (med. Klimakterium) bedeutet für Frauen zunächst einmal den Beginn einer neuen Lebensphase. Für einige Frauen sind sie zudem mit Beschwerden, wie etwa Hitzewallungen und Schlafstörungen, verbunden. Allerdings haben die Wechseljahre für viele Frauen mit dem von-Willebrand-Syndrom auch Vorteile: Denn mit dem Alter steigen die Werte des von-Willebrand-Faktors und damit lassen auch die Symptome nach. Dass die Regelblutung schwächer wird und letztendlich aufhört, bedeutet oftmals ebenfalls eine Verbesserung für Frauen mit dem von-Willebrand-Syndrom. Bei einigen betroffenen Frauen können sich die Blutungen aber verschlimmern – das ist bei jeder Frau unterschiedlich. Lass Dich in dieser Zeit von Deinem Hämostaseologen und Deinem Frauenarzt begleiten. Sie stehen Dir bei Fragen und Beschwerden zur Seite und bieten vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten.

Tipp: Wenn Du in den Wechseljahren an Hitzewallungen leidest, gibt es einige Dinge, die Du machen kannst, um sie angenehmer für Dich zu gestalten: Kleidest Du Dich im Zwiebel-Look, kannst Du bei Bedarf die überflüssige Kleidungsschicht ablegen. Meide zudem schwer verdauliches, stark gewürztes Essen und heiße Getränke, denn diese können Deine Beschwerden verstärken. Ein leichtes und gesundes Gericht ist z. B. der mediterrane Nizza-Salat.

Leben mit dem von-Willebrand-Syndrom

Wie gestaltet sich der Alltag für Frauen mit dem von-Willebrand-Syndrom? Patientenbloggerin Ines gibt Einblicke.