Notfall

Notfall

Vorbereitet für den Notfall

Vom Fahrrad gestürzt, auf der Treppe gestolpert oder beim Gärtnern mit einem Gartengerät verletzt – Unfälle passieren schnell und unvorhergesehen. Insbesondere wenn Freunde, Nachbarn oder andere Bekannte anwesend sind, die von Deiner Hämophilie wissen, kann schnell Chaos entstehen. Mit der richtigen Vorbereitung fällt es Dir leichter, im Notfall zügig und bedacht zu reagieren. So hilfst Du auch anderen Beteiligten, mit der Situation richtig umzugehen. Zentrale Maßnahmen sind:

  • Notfallausweis: Ob im Theater, bei einer Radtour oder bei Familienbesuchen – Dein Notfallausweis ist Dein ständiger Begleiter. Trage ihn möglichst griffbereit und sichtbar am Körper. So finden ihn Ersthelfer auch, wenn Du selbst nicht mehr ansprechbar sein solltest. In unserem Servicebereich kannst Du den Notfallausweis kostenfrei anfordern.
  • Notfalldosis Faktorpräparat: Bewahre eine Notfalldosis Faktorpräparat in Deiner Hausapotheke auf. Im Notfall kannst Du bzw. der Notarzt es sofort spritzen. Achte immer auf das Verfallsdatum des Faktorpräparats und tausche es regelmäßig durch ein neues aus. Im Rahmen der Bedarfsbehandlung solltest Du möglichst nie ohne Faktorpräparat das Haus verlassen.
  • Hämophilie-Zentrum: Du planst einen Ausflug oder eine Reise? Informiere Dich auch über Hämophilie-Zentren in der Nähe. Plane vorab die Strecke von Deinem Aufenthaltsort bis zum nächsten Hämophilie-Zentrum.

Viele weitere wichtige Notfallmaßnahmen sowie Tipps für Deine Notfalltasche findest Du hier.

Mann bei Wanderung

Mögliche Verletzungen und medizinische Eingriffe

Experten vermuten, dass spontane Blutungen bei älteren Menschen mit Hämophilie etwas seltener auftreten als bei jüngeren. Gleichzeitig verändern sich mit steigendem Lebensalter die Ereignisse, die mit starken Blutungen einhergehen können. Sind z. B Gelenke infolge früherer Blutungen nicht mehr so beweglich, kann das Sturzrisiko steigen. Zudem kann es häufiger zu Organblutungen kommen. Auch medizinische Eingriffe wie umfassende Zahnbehandlungen stehen meist in der zweiten Lebenshälfte an.

Erfahre im Folgenden mehr über typische Blutungen, die in der zweiten Lebenshälfte auftreten können, sowie Erste-Hilfe-Maßnahmen. Bitte beachte, dass die aufgeführten Symptome beispielhaft sind. Verletzungen und Blutungen können sich auch durch andere Beschwerden äußern. Halte bei Fragen umgehend Rücksprache mit Deinem Hämophilie-Behandler. Bei Verdacht auf eine Hirnblutung oder andere innere Blutungen – etwa nach einem Sturz oder Stoß – verständige sofort den Rettungsdienst unter der 112.

Gelenkblutungen

Herumtoben mit den Enkelkindern oder neue sportliche Aktivitäten im Urlaub machen Spaß. Gerade ungewohnte Bewegungen können Gelenke jedoch belasten und zu Einblutungen führen. Besonders anfällig sind sogenannte Zielgelenke (engl. target joints), also Gelenke, in denen immer wieder Blutungen auftreten. Diese Blutungen können unbehandelt zu schweren Gelenkschäden führen. Damit Deine Gelenke auch bis ins hohe Alter möglichst beweglich bleiben, ist es wichtig, jede einzelne Blutung sofort adäquat zu behandeln.

Notfall Kniegelenk

Hinweise auf eine Gelenkblutung sind:

  • Schmerzen im Gelenk,
  • geschwollene und/oder steife Gelenke,
  • eingeschränkte Beweglichkeit der Gelenke,
  • warme Haut über dem Gelenk,
  • Kribbeln oder Blubbern im Gelenk,
  • Wärmegefühl im Gelenkinneren.

Sofort-Maßnahmen und Behandlung

Bei einer akuten Gelenkblutung ist i. d. R. eine Faktorgabe notwendig. Kontaktiere daher umgehend Deinen Arzt und besprich das weitere Vorgehen. Darüber hinaus kann Dein Arzt mithilfe eines Schmerz-Fragebogens Deine Schmerzen einschätzen und adäquat behandeln.

Schone das betroffene Gelenk in der nächsten Zeit. Du kannst es leicht erhöht lagern und die Schwellung behutsam mit einem Kühlkissen kühlen.

Begleitend zur medizinischen Behandlung empfinden einige Patienten auch das sogenannte Tapen als angenehm. Tape-Verbände bzw. Kinesio-Tapes sind selbstklebende Bänder, die das Gelenk stützen sollen. Ob diese Methode tatsächlich einen Nutzen hat, ist wissenschaftlich nicht erwiesen. Frag Deinen Arzt, ob er Dir diese Möglichkeit empfiehlt. Das Tapen erfordert zudem Fachwissen und Übung. Lass Dich daher von einem ausgebildeten Fachmann, z. B. einem Physiotherapeuten, tapen bzw. intensiv einweisen. Die Kosten für ein Kinesio-Taping tragen Patienten in der Regel selbst.

Vorbeugung

Besprich mit Deinem Hämophilie-Behandler, wie Du Gelenkveränderungen effektiv vorbeugen bzw. behandeln kannst. Dein Physiotherapeut kann Dir zudem Übungen zeigen, mit denen Du Deine Beweglichkeit förderst. Sind bereits Gelenke versteift oder wird Dein Gang zunehmend unsicher, ist ein spezielles Physio-Training sinnvoll: Bei der Sturzprävention lernst Du, Dich im Alltag sicher zu bewegen. So vermeidest Du von vornherein kleine und große Verletzungen. Weitere Tipps findest Du hier.

Nieren- oder Blasenblutungen

Bei milder oder mittelschwerer Hämophilie treten Nierenblutungen meist nur nach einem Schlag oder Stoß in den Nierenbereich auf. Bei schwerer Hämophilie kann es jedoch auch ohne erkennbare Ursache zu Nierenblutungen kommen.

Hinweise auf Nieren- oder Blasenblutungen sind:

  • roter oder rotbrauner Urin,
  • starke Schmerzen im unteren Rückenbereich,
  • häufiges und/oder schmerzhaftes Wasserlassen.

Sofort-Maßnahmen und Behandlung

Nieren- und Blasenblutungen müssen sofort ärztlich behandelt werden. Setz Dich daher umgehend mit Deinem Arzt in Verbindung.

Blutungen nach Zahnbehandlungen

Oft stehen in der zweiten Lebenshälfte irgendwann umfassende Zahnbehandlungen an. Wichtig ist, dass Du frühzeitig Deinen Hämophilie-Behandler miteinbeziehst. Er plant zusammen mit Deinem Zahnarzt die bevorstehende Zahnbehandlung und erstellt für Dich einen Spritzen- bzw. Substitutionsplan. Hier findest Du weitere Informationen, wie Du eine OP planen und managen kannst.

Maßnahmen nach der Behandlung

Nach der Behandlung kannst Du den betroffenen Mundbereich vorsichtig von außen kühlen. Dies kann bei Schwellungen und/oder Schmerzen helfen. Wickel das Kühlkissen in ein Handtuch ein, um Deine Haut zu schützen.

Blutungen bei Hämorrhoiden

Hämorrhoiden hat jeder Mensch. Erst wenn sie sich vergrößern, können sie Beschwerden bereiten. Das Risiko für vergrößerte Hämorrhoiden nimmt mit steigendem Alter zu. Häufige Ursachen sind vor allem chronische Verstopfung und erhöhter Druck auf den Enddarm.

Hinweise auf vergrößerte Hämorrhoiden sind:

  • Juckreiz, Nässen oder Brennen am After,
  • hellrote Blutspuren auf dem Toilettenpapier oder dem Stuhl.

Maßnahmen und Behandlung

Lass Blut im Stuhl sofort ärztlich abklären. Auch andere Erkrankungen des Magen- und Darmtraktes können dahinterstecken. Hämorrhoiden wird Dein Arzt je nach Größe und Beschwerden behandeln. Sind sie nur leicht vergrößert, kann es bereits helfen, Verstopfungen vorzubeugen. Dies kannst Du meist schon durch kleine Veränderungen in Deinem Speiseplan erreichen. Ein Ernährungsberater kann Dir zeigen, wie Du dabei am besten vorgehst. Weitere Tipps zur gesunden und genussvollen Ernährung findest Du hier.