Notfall

Notfall

Auf alles vorbereitet

Wenn Du mit Beginn des Studiums oder der Ausbildung Dein Elternhaus verlässt, stehst Du auf eigenen Beinen. Ab jetzt übernimmst Du die volle Verantwortung für Dich und Deine Gesundheit. Dazu gehört auch, an die Zukunft zu denken und Vorbereitungen zu treffen – etwa für Notfälle und medizinisch notwendige Eingriffe.

Wichtige Maßnahmen für den Notfall

  • Trage Deinen Notfallausweis stets bei Dir. Bist Du umgezogen, aktualisiere ihn möglichst sofort: Hinterlege die Kontaktdaten Deines neuen Hämophilie-Zentrums, die Nummer von örtlichen Notdiensten und die Telefonnummer einer Ansprechperson. Einen Notfallausweis im praktischen Scheckkartenformat kannst Du auch in unserem Bestellservice kostenfrei anfordern.
  • Trage Deinen Hämophilie-Ausweis sichtbar bei Dir. So wird er sofort gefunden, selbst wenn Du z. B. bei einem Unfall nicht mehr ansprechbar bist. Manche Menschen verwenden zusätzlich zum Ausweis Notfallschmuck. Dabei handelt es sich z. B. um eine Kette oder ein Armband, auf dem eingraviert ist, dass man Bluter ist. Ersthelfer können diesen Schmuck jedoch leicht übersehen. Informiere daher unbedingt auch neue Kollegen, Kommilitonen und Freunde über Deine Hämophilie. Im Ernstfall können sie dem Notarzt Deinen Hämophilie-Ausweis übergeben.
  • Verwendest Du das Faktorpräparat nur bei Bedarf, solltest Du es unterwegs immer bei Dir haben. Bewahre grundsätzlich eine Notfalldosis Faktorpräparat in Deiner Wohnung und ggf. am Arbeitsplatz auf. Im Notfall kannst Du es Dir sofort spritzen oder ins Krankenhaus bringen lassen. Achte auf das Verfallsdatum und ersetze das Präparat regelmäßig durch ein neues.
  • Machst Du einen Ausflug oder möchtest Du verreisen, erkundige Dich vorab über Hämophilie-Zentren in der Nähe. Plane für alle Fälle die Strecke von Deinem Aufenthaltsort bis zum nächsten Hämophilie-Zentrum.

Vorbereitet auf medizinische Eingriffe

Nimm wichtige Arzttermine weiterhin regelmäßig wahr, zum Beispiel bei Deinem Hämophilie-Behandler und Deinem Zahnarzt. Informiere außerdem jeden neuen Arzt, der Dich behandelt, über Deine Hämophilie. Steht eine Zahnbehandlung oder ein anderer Eingriff an, beziehe umgehend Dein Hämophilie-Zentrum ein. Weitere Tipps zu bevorstehenden Operationen findest Du hier.

Typische Verletzungen

Im Folgenden erfährst Du mehr über typische Verletzungen bei Hämophilie sowie Erste-Hilfe-Maßnahmen. Bitte beachte, dass die aufgeführten Symptome beispielhaft sind. Verletzungen und Blutungen können sich auch durch andere Beschwerden äußern. Halte bei Fragen umgehend Rücksprache mit Deinem Hämophilie-Behandler. Bei Verdacht auf eine Hirnblutung oder andere innere Blutungen – etwa nach einem Sturz oder Stoß – verständige sofort den Rettungsdienst unter der 112.

Gelenkblutungen

Gelenkblutungen entstehen meist durch Fehl- oder Überbelastung, z. B. bei gelenkbelastenden Sportarten. Sie sind häufig sehr schmerzhaft und können das Gelenk schädigen. Darum ist es wichtig, dass Du Gelenkblutungen möglichst schnell erkennst und ärztlich abklären lässt.

Notfall Sprunggelenk

Hinweise auf eine Gelenkblutung sind:

  • Schmerzen im Gelenk,
  • geschwollene und/oder steife Gelenke,
  • eingeschränkte Beweglichkeit der Gelenke,
  • warme Haut über dem Gelenk,
  • Kribbeln oder Blubbern im Gelenk,
  • Wärmegefühl im Gelenkinneren.

Sofort-Maßnahmen und Behandlung

Lagere das betroffene Gelenk leicht erhöht und kühle die Stelle vorsichtig mit einem Kühlkissen. Kontaktiere umgehend Deinen Hämophilie-Behandler oder fahre direkt in das Hämophilie-Zentrum. Dein Arzt kann einschätzen, wie stark die Blutung ist und ob eine Faktorgabe notwendig ist. Mithilfe eines Schmerz-Fragebogens erfasst Dein Arzt zudem, wie stark Deine Schmerzen sind, und kann sie gezielt behandeln.

Begleitend zu den ärztlichen Maßnahmen empfinden einige Patienten auch das sogenannte Tapen als angenehm. Tape-Verbände bzw. Kinesio-Tapes sind selbstklebende Bänder, die das Gelenk stützen sollen. Ob diese Methode tatsächlich einen Nutzen hat, ist wissenschaftlich nicht erwiesen. Frag Deinen Arzt, ob er Dir diese Möglichkeit empfiehlt. Das Tapen erfordert zudem Fachwissen und Übung – ähnlich wie Deine Selbstinjektion. Lass Dich daher von einem ausgebildeten Fachmann, z. B. einem Physiotherapeuten, tapen bzw. intensiv einweisen. Die Kosten für ein Kinesio-Taping tragen Patienten i. d. R. selbst.

Muskelblutungen

Oft entsteht eine Muskelblutung beim Sport, etwa durch einen harten Stoß in die Seite oder eine falsche Bewegung, die den Muskel zerrt. Muskelblutungen können sehr schmerzhaft sein und Folgeschäden verursachen. Lass sie daher möglichst umgehend ärztlich abklären.

Notfall Oberschenkel

Hinweise auf eine Muskelblutung sind:

  • Schmerzen bei Bewegung der betroffenen Körperstelle,
  • die Region um den betroffenen Muskel schwillt an,
  • die betroffene Muskelpartie fühlt sich warm an,
  • die betroffene Körperstelle kribbelt oder ist wie gelähmt,
  • die Haut über dem Muskel verändert sich bzw. wird blau,
  • die Venen in der betroffenen Region sehen dicker aus als sonst.

Sofort-Maßnahmen und Behandlung

Lagere die betroffene Körperstelle möglichst ruhig. Kontaktiere Deinen Arzt und kläre das weitere Vorgehen ab. Ist eine Faktorgabe erforderlich, kann Dir Dein Arzt die notwendige Dosis empfehlen.

Vorbeugung

Im optimalen Fall kannst Du eine Muskelblutung von vornherein vermeiden. Wähle insbesondere eine Sportart, bei der das Verletzungsrisiko gering ist. Hier findest Du Tipps zu geeigneten Sportarten. Achte zudem auf einen ausreichend hohen Faktorspiegel: Am besten treibst Du an dem Tag Sport, an dem Du Deinen Faktor injiziert hast. Besprich Deinen Trainingsplan immer mit Deinem Arzt. Die App myPKFiT kann Dich zusätzlich unterstützen.

Psoas-Blutungen

Wirbelsäule und Oberschenkelknochen sind durch die beiden sogenannten Psoas-Muskeln, auch Lendenmuskeln genannt, verbunden. Durch einen Stoß oder Schlag in die Lendengegend kann es zu einer Blutung in diesem Bereich kommen. Die Blutung kann auf Nerven drücken und zu einer Lähmung führen. Darum solltest Du bei einem Verdacht auf eine Psoas-Blutung schnell handeln.

Hinweise auf eine Psoas-Blutung sind:

  • Schmerzen im Unterbauch (ähnlich wie bei einer Leistenzerrung oder einer Blinddarmentzündung),
  • Besserung der Schmerzen, wenn Du Deine Beine anziehst.

Sofort-Maßnahmen und Behandlung

Kontaktiere umgehend Deinen Hämophilie-Behandler oder fahre am besten direkt in das Hämophilie-Zentrum. Dein Arzt kann die Beschwerden genau einschätzen und bei Bedarf die passende Faktordosis empfehlen.

Viele weitere Informationen zum Thema Notfall und Verletzungen findest Du auch auf unseren Notfall-Seiten.