Notfall

Notfall

Vorbereitet auf den Notfall

Hattest Du schon einmal einen Unfall oder warst selbst Ersthelfer? Dann weißt Du sicher, dass es im Notfall chaotisch zugehen kann. Umso wichtiger ist es, einen kühlen Kopf zu bewahren und klug zu handeln. Gut vorbereitet gelingt Dir das.

Griffbereit: Dein Hämophilie-Ausweis

Ob Du allein oder mit Freunden unterwegs bist – halte Deinen Hämophilie-Ausweis immer parat. Er enthält wichtige Informationen zu Deiner Hämophilie und hilft dem Notarzt im Ernstfall, die richtige Behandlung einzuleiten. Einen Notfallausweis im praktischen Scheckkartenformat kannst Du auch kostenfrei in unserem Bestellservice anfordern.

Vorrätig: Dein Faktorpräparat

Du verwendest das Faktorpräparat nur bei Bedarf? Dann solltest Du es auch unterwegs immer bei Dir haben. Lagere grundsätzlich eine Faktordosis bei Dir zu Hause. Falls Dein Faktorpräparat bei einem Notfall im Krankenhaus nicht vorrätig ist, kann es ein Familienmitglied schnell holen – und Du kannst umgehend behandelt werden.

Erreichbar: Hämophilie-Zentren

Planst Du eine Reise, informiere Dich im Vorfeld über Hämophilie-Zentren in der Nähe Deines Reiseziels. Prüfe für alle Fälle die Strecke von Deinem Aufenthaltsort bis zum nächsten Zentrum.

Hilfsbereit: Freunde und Begleiter 

Die meiste Zeit verbringst Du sicher mit Deinen Freunden. Wissen sie über Deine Hämophilie Bescheid, können sie Dir im Notfall optimal helfen. Sie können zum Beispiel den Notarzt über Deine Hämophilie informieren und ihm Deinen Hämophilie-Ausweis aushändigen. Tipps, wie Du mit Freunden darüber sprechen kannst, findest Du hier.

Teenager mit Vater

Verletzungen: kein Kinderspiel

Früher haben sich Deine Eltern um kleine Wunden gekümmert. Heute nimmst Du das selbst in die Hand. Das bedeutet mehr Freiheit und gleichzeitig mehr Verantwortung für Deinen Körper. Nimm jede Verletzung – auch die kleinste – immer ernst und versorge sie angemessen.

Im Folgenden geht es darum, welche Notfallmaßnahmen bei typischen Verletzungen sinnvoll sind. Bitte beachte, dass die aufgeführten Symptome beispielhaft sind. Verletzungen und Blutungen können sich auch durch andere Beschwerden äußern. Halte bei Fragen umgehend Rücksprache mit Deinem Hämophilie-Behandler. Bei Verdacht auf eine Hirnblutung oder andere innere Blutungen – etwa nach einem Sturz oder Stoß – verständige sofort den Rettungsdienst unter der 112.

Gelenkblutungen

Auf dem Weg zur Schule umgeknickt oder beim Sport verletzt? Durch Fehl- oder Überbelastung kann es schnell zu einer Gelenkblutung etwa im Knie oder im Sprunggelenk kommen. Um Schäden an den Gelenken vorzubeugen, ist es wichtig, die Blutung möglichst schnell zu erkennen und zu stoppen.

Notfall Kniegelenk

Hinweise auf eine Gelenkblutung sind:

  • Schmerzen im Gelenk,
  • geschwollene und/oder steife Gelenke,
  • eingeschränkte Beweglichkeit der Gelenke,
  • warme Haut über dem Gelenk,
  • Kribbeln oder Blubbern im Gelenk,
  • Wärmegefühl im Gelenkinneren.

Sofort-Maßnahmen und Behandlung

Lagere das betroffene Gelenk leicht erhöht und kühle die Schwellung. Eine Gelenkblutung sollte nach Möglichkeit schnell mit Faktor behandelt werden. Kontaktiere Deinen Hämophilie-Behandler oder fahre am besten direkt in das Hämophilie-Zentrum. Dein Arzt kann das Ausmaß der Blutung genau einschätzen und die optimale Faktordosis empfehlen. Mithilfe eines Schmerz-Fragebogens erfasst Dein Arzt zudem, wie stark Deine Schmerzen sind, und kann sie gezielt lindern.

Begleitend zur Faktorgabe empfinden einige Patienten auch das sogenannte Tapen als angenehm. Tape-Verbände bzw. Kinesio-Tapes sind selbstklebende Bänder, die das Gelenk stützen sollen. Ob diese Methode tatsächlich einen Nutzen hat, ist wissenschaftlich nicht erwiesen. Frag Deinen Arzt, ob er Dir diese Möglichkeit empfiehlt. Das Tapen erfordert zudem Fachwissen und Übung – ähnlich wie Deine Selbstinjektion. Lass Dich daher von einem ausgebildeten Fachmann, z. B. einem Physiotherapeuten, tapen bzw. intensiv einweisen. Die Kosten für ein Kinesio-Taping tragen Patienten in der Regel selbst.

Muskelblutungen

Muskelblutungen sind eine typische Sportverletzung. Sie entstehen meist nach einem Stoß oder einer Zerrung. Eine Muskelblutung schmerzt und kann Folgeschäden verursachen. Daher ist es wichtig, dass sie schnell behandelt wird.

Notfall Oberschenkel

Hinweise auf eine Muskelblutung sind:

  • Schmerzen bei Bewegung der betroffenen Körperstelle,
  • die Region um den betroffenen Muskel schwillt an,
  • die betroffene Muskelpartie fühlt sich warm an,
  • die betroffene Körperstelle kribbelt oder ist wie gelähmt,
  • die Haut über dem Muskel verändert sich bzw. wird blau,
  • die Venen in der betroffenen Region sehen dicker aus als sonst.

Sofort-Maßnahmen und Behandlung

Handelt es sich tatsächlich um eine Muskelblutung, ist i. d. R. eine Faktorgabe notwendig. Kontaktiere daher schnell Deinen Hämophilie-Behandler, um die adäquate Faktordosis zu besprechen. Lagere die betroffene Körperstelle zudem möglichst ruhig.

Vorbeugung

Bei einigen Sportarten ist das Risiko für Muskelblutungen gering – sie eignen sich daher besonders bei Hämophilie. Hier findest Du eine Übersicht. Lass Dich außerdem beraten: Bei Fit for Life checken Experten Deine Fitness und empfehlen Dir das passende Training.
Sinnvoll ist zudem, Deine sportlichen Aktivitäten und Deine Prophylaxe aufeinander abzustimmen. Treibe möglichst an dem Tag Sport, an dem Du das Faktorpräparat injiziert hast. Besprich Deinen Trainingsplan zudem mit Deinem Arzt. Die App myPKFiT kann Dich zusätzlich unterstützen.

Psoas-Blutungen

Die beiden sogenannten Psoas-Muskeln, auch Lendenmuskeln genannt, verbinden die Wirbelsäule mit den Oberschenkelknochen. Eine Psoas-Blutung kann durch einen Stoß oder Schlag in die Lendengegend entstehen. In seltenen Fällen kann das sogar beim Sex passieren. Eine schnelle Behandlung ist wichtig, da eine Blutung auf Nerven drückt und zu Lähmungen führen kann.

Hinweise auf eine Psoas-Blutung sind:

  • Schmerzen im Unterbauch (ähnlich wie bei einer Leistenzerrung oder einer Blinddarmentzündung),
  • Besserung der Schmerzen, wenn Du Deine Beine anziehst.

Sofort-Maßnahmen und Behandlung

Ein Druckverband kann die Blutung zunächst stoppen; kühle zudem die betroffene Stelle. Kontaktiere umgehend Deinen Hämophilie-Behandler, um die erforderliche Faktordosis und das weitere Vorgehen zu besprechen.

Viele weitere Informationen zum Thema Notfall und Verletzungen findest Du auf unseren Notfall-Seiten.